Ich sitze gerade in einem Internetcafe mit schwarzem Inventar und roten Waenden, was den Eindruck von einem Bordell erwecken laesst und werde in KOnzertlautstaerke mit Technomusik beschallt. Jippy.
Wo sich jetzt doch so viele Leute beschwert haben, muss ich mich gleich mal entschuldigen, dass ich so lange nicht geschrieben habe!
Soooo. Puh. Wo fang ich an:
Die Schule.
Die Kinder sind genial und witzig und wild, nicht zu baendigen und unglaublich herzlich. Schon nach der ersten Woche habe ich mich gefuehlt als waere ich schon ewig dort, weil sie einen sofort aufnehmen, wenn man sie mit offenen armen auch empfaengt. Schon am zweiten Tag habe ich Mathe allein unterrichtet und die Herausforderung ist natuerlich nicht der Stoff ("Ein Lolly kostet 5c. Tom moechte 2 Lollies kaufen. Wieviel muss er zahlen?"), sondern wie man es ihnen beibringt. Bei der ersten Aufgabenkorrektur hab ich versucht, mich auf das unterste mir vorstellbare Niveau zu begeben und gefragt, wie man bei dieser Aufgabe auf die richtige Antwort 10c denn kommt? Da kam die Antwort "man muss mal zwei rechnen". Gut und richtig. Ich wollte weiter machen, als die Lehrerin Mrs. Rainima eingriff und fragte "Warum denn mal zwei?". Da wussten gerade mal eine handvoll der Kinder die Antwort, bis sie dann sagte "Richtig, weil es 2 Lollies sind!". Ich musste mich erst daran gewoehnen, mich auf dieses Grundschul-Lernniveau zu begeben. Sie wissen halt so vieles einfach noch nicht.
Nachmittags hatte ich oft die Kinder mit Lese- und Schreibproblemen zu mir genommen und mit ihnen geuebt. Im Allgemeinen sind sie sehr eifrig und wenn man eine Frage stellt, bleibt keiner sitzen. Es ist nicht so steif wie in Deutschland, viel lockerer und die Kinder laufen waerend des Unterrichts auch teilweise im Raum herum. Alle wollen reden und rufen in den Raum. Melden heisst hier nicht gleichzeitig, dass man wartet, bis man aufgerufen wird. Nein nein. Und wenn sie eine richtige Antwort sagten, fangen sie an zu tanzen und machen ganz witzige Bewegungen. Ich koennte mich immer weghauen. In einer Mathestunde haben wir Winkel gelernt und als Einfuehrung in das Thema habe ich kurz gesagt, was Winkel sind und dann gefragt, wo sie an meinem Koerper Winkel sehen koennen. Da sind alle aufgesprungen und haben mir zugerufen und gezeigt. Immer wenn ich sowas interaktives mache, sind sie ausser Rand und Band. So gewinnt man sie also fuer sich. Dann meinte ich sie sollen mit ihren Armen Winkel formen. Einfach. Dann einen rechten Winkel mit dem Kopf und schliesslich auch mit den Beinen. Da sind natuerlich alle rumgewackelt und haben versucht ein Bein parallel zum Boden in die Luft zu strecken. Herrlich komisch. Mrs. Rainima und ich haben Traenen gelacht.
Freitag haben sie Sporttag und es gibt immer eine bestimmte Sportart. Lustigerweise war das in der ersten Woche Volleyball, wo ich mich natuerlich nicht zuruecknehmen konnte und mit ihnen gespielt und geuebt habe.
Vergangene Woche war Mrs. Rainima ab Dienstag krank. Hier geht zur Zeit das Fieber rum. Zwei meiner Brueder lagen auch schon flach. Jedenfalls hatte ich da die Bande allein und war schon etwas aufgeregt, ob ich sie im Zaum halten koennte. aber es war kein Problem. Ich habe ein wenig Stoff gemacht und nach der Arbeit ein Spiel. Das war auch zum schiessen, aber das dauert jetzt zu lang zum erzaehlen. Am Mittwoch habe ich vormittags mit ihnen gebastelt und am Nachmittag hatten sie Physical Education, was soviel heisst wie: jeder macht auf dem Sportplatz was er will, Hauptsache er hat Sportklamotten an!
Am Donnerstag und Freitag bin ich mit Master Sokosoko und anderen Direktoren von Grundschulen in Fiji auf Beqa Island gefahren. Jedes Jahr unternehmen sie so einen Trip, um bestimmte Themen zu besprechen und Master Sokosoko hat mich eben mitgenommen. Die Athmosphaere war sehr entspannt, keineswegs formell und die Herren waren super nett und haben mir immer was erzaehlen wollen und sich gekuemmert. Total nett. Das Unfassbare fuer mich war jedoch, dass wir tatsaechlich mit einem kleinen offenen Ruderboot mit Motor hintendran aufs offene Meer gefahren sind. Vor der Fahrt meinten alle, ich solle mir gut was ueberziehen und Regenjacke und Kapuze und tasche in Plastikbeutel etc, wo ich mir nur so dachte, was soll das denn hier fuer ein Theater? Jedenfalls fing es harmlos an mit kleineren Wellen die ins Boot geklatscht sind. Der Wasserstand im Boot war fuer mein Verstaendnis schon etwas kritisch, aber keiner hat mit schoepfen angefangen, also hab ich es auch gelassen. Auf halber Strecke war auch der letzte unserer Truppe pitschnass. Ich nur abwaerts Huefte. (Danke Mama, ich hatte meine rote Seashelljacke an!) Teilweise mussten sie den Motor ausmachen und wir sind auf offener See (ja ich wiederhole es nochmal) auf urst hohen Wellen auf und ab und hin und hergeschwankt. Unglaublich.
Der Trip war summasummarum sehr schoen. Auf der Insel wohnt die Schwester von Master Sokosoko, wo wir auch genaechtigt haben. ich war die ganze Zeit mit seiner Nichte und deren Freundinnen zusammen, was ein riesen Spass war. Abends sassen wir bis nach Mitternacht und haben in geselliger Dorfrunde Kava getrunken. Die Kinder dort sehen im Gegensatz zu denen in Suva so gut wie nie Weisse, weshalb sie mir nicht von der Seite gewichen sind. Sie haben mich die ganze Zeit angefasst und mit meinen Haaren gespielt. Ich habe tolle Fotos mit ihnen geschossen, ganz suess. Am naechsten Tag war das Meeting. Beqa ist die "Island of firewalking", d.h. dort koennen sie ueber im Feuer liegende Steine laufen ohne sich zu verbrennen. Da gibt es eine ewige Story drumherum, jedenfalls durften wir das dann auch noch sehen. Weil ich so eine Attraktion dort war, haben zwei von Ihnen waehrend des Firewalks in meine Richtung "Bula Toni" gerufen und einer hat mir am Ende seinen heiligen Kranz umgehangen. Toll :)
Die weniger gute Nachricht. Samstag Morgen bekam ich Bauchkraempfe, gefolgt von Fieber und Halsweh. Samstag Abend wollten die anderen Volunteers (Marineprojekte) und ich wie vergangenen Samstag zusammen Abendessen und Party machen, aber wie ich da so vor meinen Potato Wedges und meinem Fiji Beer sass, merkte ich, dass es mir gar nicht gut ging. Also bin ich heimgefahren und ab ins Bett. Schweissgebadet wusste ich am naechsten Morgen, dass es mich gut erwischt hatte. Montag bin ich dann mit Raijielli (Fiji Mama) ins Krankenhaus, sie hatte naemlich eine unglaublich dicke Backe und Zahnschmerzen. Krankenhaus klingt erstmal so ernst, aber es gibt hier keine Arztpraxen. Wenn man zum Arzt geht, dann geht man ins Krankenhaus. Deswegen. Dort war ich echt ueberrascht. Es war zwar ein privates Krankenhaus, was einen gewissen Standard voraussetzt, aber es war dennoch viel besser als das Krankenhaus in Italien! (Eigentlich traurig, dass ueberall auch die Krankenhaeuser kenne.) Wir sind gleich dran gekommen und die Aerztin war sehr kompetent. Natuerlich Antibiotika. Heute war ich nochmal da zum Ultraschall wegen meinem Bauch, aber zwei Aerzte haben nach laengerem Suchen nichts gefunden. Es geht mir schon vieeel besser! Vermutlich habe ich mir mit irgendwelchen Bakterien den Magen verstimmt gehabt. Bei den hygienischen Verhaeltnissen hier ist das ja auch kein Wunder!
Seit einer Woche haben wir in der Bude keine Elektrizitaet, weil eine Stromleitung eine Strasse weiter gerissen ist. Den gebrochenen Wasserhahn, der die ganze Nacht Unmengen von kostbarem Wasser heraussprudelte, hatten sie zum Glueck schneller repariert gehabt. Von daher kann ich auch meine Kamera und mein Handy nicht aufladen. Fast jeden Abend sitze ich mit meinen 5 Fiji Bruedern zusammen und essen Abendbrot oder trinken Kava und spielen Karten. Sie sind alle im Alter 22-29 und sind sehr witzig und hilfsbereit. Als ich am WE krank im Bett lag, haben sie mir Wasser gekauft und mir gebracht, was ich wollte. Ganz lieb.
Die Haelfte meiner Zeit in Fiji und auch meiner Projektzeit ist vorbei. Die Zeit vergeht so schnell.
Ich hoffe, euch geht es allen gut. Schoen, dass so viele meinen Blog verfolgen! Ich denk an euch,
eure Toni
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